Homeoffice: Was wird bleiben?

Homeoffice: Was wird bleiben?

Der Corona-bedingte Lockdown im März 2020 machte aus vielen Schweizer Wohn- und vermutlich auch Schlafzimmern Büroräume. Nun ist die Homeoffice-Pflicht offiziell weg. Was wird bleiben aus den letzten Monaten?
Homeoffice ist keine Neuerfindung aus dem Frühling 2020: Im Rahmen der «Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung» vom Bundesamt für Statistik wird regelmässig erfasst, wie viele Leute zuhause arbeiten. 2019 waren es in der Schweiz immerhin rund 1’108’000 Arbeitnehmende, die gelegentlich im Homeoffice arbeiteten.
Dann kam Corona. Gemäss einer Schätzung, die das Meinungsforschungsinstitut GFS auf Basis dieser Zahlen und mit selber erhobenen Angaben der Arbeitnehmenden gemacht hat, ist der Anteil an Arbeitnehmenden, die während des Lockdowns mehr als 6 Stunden im Homeoffice gearbeitet haben, um rund 335’000 Personen angestiegen.
Die Anzahl Stunden, die im Homeoffice geleistet wurden, hat sich gemäss GFS-Schätzungen verdreifacht. So waren es im Mittel rund 10,5 Stunden pro Person und Woche vor dem Lockdown, dagegen waren es während dem Lockdown durchschnittlich rund 32 Stunden.

Nicht schwarz oder weiss
Jetzt ist die Homeoffice-Pflicht weg. Fragt man im Bekanntenkreis herum, kommen alle möglichen Rückmeldungen, von «mir wäre am liebsten, es bliebe so» bis zu «ich habe mich so nach dem Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen gesehnt.» Die Realität wird wohl so aussehen, dass sich gewisse Dinge, die sich im digitalen Raum und damit mit Homeoffice-Option bewährt haben, mittelfristig etablieren werden. Umgekehrt ist auch vielen bewusst geworden, dass der Arbeitsweg zwar oft ein Fluch ist, die gemeinsame Kaffeepause hingegen ein Segen. GFS hat deshalb gefragt, was Schweizerinnen und Schweizer grundsätzlich zu Homeoffice finden. Hier die relevantesten Punkte:

– 98% der Befragten fanden, dass Homeoffice Staus und eine Überlastung der Infrastruktur verhindere. 89% gaben an, Homeoffice leiste einen Beitrag zum Umweltschutz.
– 64% fühlten sich im Homeoffice eher allein und 61% sind der Meinung, die Ausbildung und Betreuung von Mitarbeitenden habe während der Homeoffice-Zeit gelitten. 40% gaben an, die Team-Koordination sei schwieriger.
– Allerdings gaben 51% der befragten Arbeitgebenden an, Corona könnte für die Firma den Durchbruch von Homeoffice bedeuten.
– Immerhin 60% fanden, es gebe weniger Stress am Arbeitsplatz. Doch 41% finden, Homeoffice sei nicht mit Kinderbetreuung vereinbar.
– 21% nervten sich über die technische Zusammenarbeit mit der Firma.

Klar ist jetzt schon: So ganz auf die Option Homeoffice verzichten wird in Zukunft kaum jemand mehr wollen, aus was für Gründen auch immer. Das ist mit einem Paradigmenwechsel verbunden: Setzt Arbeiten vor Ort auf Hierarchie und Kontrolle, so lebt Homeoffice von Vertrauen und Eigenverantwortung. Werte, die man im 21. Jahrhundert ruhig ein wenig höher gewichten darf. Auch ohne Corona.

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